Interview mit Dirk Telschow
evimed sprach mit Dirk Telschow, geschäftsführender Gesellschafter der WKI Automotive GmbH aus Ahrensburg, über das beherrschende Thema Coronakrise, wie er als Unternehmer damit umgeht und unter welchen Rahmenbedingungen er jetzt plötzlich Atemschutzmasken in den Verkehr bringt.
Herr Telschow, Sie sind seit mehr als 30 Jahren Unternehmer in der Automotive Industrie. Welche Leistungen erbringen Sie für welche Unternehmen?
Die Gründung der WKI Automotive reicht bis in das Jahr 1966 zurück. Seitdem wurde das Unternehmen zu einem international tätigen Prototypen-Dienstleister für die Automobilindustrie entwickelt. Wir bieten ein sehr breites Produktportfolio im Versuchsbau. Bis auf Motorkomponenten, Glas und Dichtungen, kann alles von WKI als Prototyp hergestellt werden. Unsere Produkte gehen dann mit den jeweiligen neuen Automobilmodellen in die Test- und Belastungsphase. Unsere Kunden sind nahezu alle namhaften Automobilhersteller oder auch Tier 1 – Zulieferer; vornehmlich aus dem europäischen Raum. Unser Knowhow und Projektmanagement sitzt in Europa, unsere Werkbank seit mehr als 15 Jahren in China. Dort verfügen wir über ein langjährig stabiles und professionelles Netzwerk an zuverlässigen Partnerunternehmen.
Warum beschäftigen Sie sich nun mit dem Thema Atemschutzmasken und welche Erfahrungen haben Sie bereits gemacht?
Natürlich haben auch wir die Auswirkungen der Corona-Krise direkt zu spüren bekommen. Zwar laufen die bereits vor Corona angeschobenen Projekte weiter; jedoch längst nicht alle und auch nicht im geplanten Tempo. Insofern musste ich als Unternehmer gegensteuern und nach Möglichkeiten suchen, wo wir unsere Stärken einbringen können.
In Asien gehören Atemschutzmasken schon seit Jahren zum Stadtbild, in Europa und der Welt gibt eine hohe Nachfrage und kaum Angebot. WKI arbeitet seit vielen Jahren mit chinesischen Unternehmen zusammen und beherrscht die so wichtigen Themen Beschaffung, Qualitätsmanagement, Zahlungs- und Zollabwicklung und Logistik. Als ich dann auch noch von den ausbeuterischen Preisen las, war die Motivation als verantwortungsbewusster Unternehmer zusätzlich angeheizt: Es musste doch möglich sein, faire Preise für Atemschutzmasken anbieten zu können, die die unternehmerische Leistung belohnt ohne die Not anderer auszunutzen. Damit waren die Ziele definiert und die Arbeit begann.
Was dann passierte war trotz meiner langjährigen Erfahrung und guten Partnern vor Ort sehr abenteuerlich. Wir traten in ein aufgeheiztes, schnelllebiges Marktsegment ein. Zugegeben, unsere Maßstäbe lagen hoch, wir sind und arbeiten wir ein Ingenieurbüro. Über Qualität, aussagefähige Datenblätter, gültige Zertifikate nach anerkannten Standards wollten wir nicht diskutieren. Was uns in den ersten 3 Wochen unserer Recherche angeboten wurde, war zum Teil erschreckend. Wir haben sehr viel Zeit, Geld und Energie in den Aufbau einer leistungsfähigen und vertrauensvollen Lieferkette aufzubauen. Im Ergebnis liefern wir seit Anfang April aus; zu fairen Preisen, die vergleichbar mit den Preisen vor der Corona-Krise einzuordnen sind.
Wie bewerten Sie die aktuelle Handelssituation?
Derzeit arbeitet die ganze Welt an der Produktion von Atemschutzmasken. Die Regierungen steuern die Qualität über ihre Instanzen, um einerseits nicht in Misskredit zu kommen und andererseits die Not mit schlechter Qualität noch größer zu machen. Und natürlich ist auch die Logistik, der Überseetransport, von Corona betroffen.
Im Moment ergeben sich aus unserer Erfahrung in China zwei Situationen, die für Verzögerungen in der schnellen Lieferung ursächlich sind: Die Kontrollen der chinesischen Regierung sind intensiviert worden und die Flugrouten sind stark reduziert worden. Das führt u.a. auch zu steigenden Transportkosten. Die unverändert starke Nachfrage nach Atemschutzmasken treibt auch die Materialkosten.
In diesem Spannungsfeld gilt es jetzt Lösungen zu finden. Lösungen, die Lieferzeiten optimieren und auf der anderen Seite die Preise nicht weiter steigen lassen. Selbstverständlich wird auch diese Situation sich wieder normalisieren, wenn weitere Produktionskapazitäten in den Markt treten und in den kommenden Monaten eine gewisse Marktsättigung eintreten wird. Wir rechnen aber damit, dass diese herausfordernde Situation noch einige Zeit anhalten wird und sind deshalb eine Kooperation mit zwei Hamburger Unternehmern eingegangen, über deren Internetplattform evimed wir unsere Produkte nunmehr sehr viel mehr Institutionen, Betrieben, Einrichtungen und Krankenhäusern zugänglich machen können. Dort finden Unternehmen alle Informationen, die sie benötigen und könne ihren Bedarf an Atemschutzmasken dort bestellen.
Vielen Dank für das sehr angenehme und interessante Gespräch, Herr Telschow. Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg bei Ihrem Engagement Atemschutzmasken zu fairen Preisen zur Verfügung zu stellen.